Was Alleinerziehende jetzt brauchen
Alleinerziehende zählen zu den Bevölkerungsgruppen, die besonders viel leisten und trotzdem wenig Anerkennung erhalten. Das zeigt sich in vielen Lebensbereichen, auch finanziell. Bei Kinder-Finance beobachten wir das jeden Tag. Viele Mütter und Väter wünschen sich finanzielle Sicherheit, nicht nur für sich selbst. Sie möchten für ihre Kinder vorsorgen und ihnen mit einem Startkapital den Einstieg ins Leben erleichtern. Oft reicht das Einkommen jedoch kaum aus und auch die übrigen Rahmenbedingungen passen nicht. An diesem Punkt ist die Politik gefragt. Deshalb wenden wir uns heute direkt an Sie, Frau Ministerin Prien.

Alleinerziehende in Deutschland: Stark ausgelastet – schwach entlastet
Im Rahmen unserer Arbeit stellen wir immer wieder fest: Zwischen den Vorgaben der Politik und der Realität von Familien liegen oft Welten. Besonders Alleinerziehende berichten uns häufig, dass sie sich von einem System ausgebremst fühlen, das sie eigentlich unterstützen sollte. Frau Prien, als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend haben Sie die Möglichkeit, die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen.
Viele Alleinerziehende in Deutschland haben eine reguläre Teilzeitstelle, manchmal zusätzlich einen Minijob in den Abendstunden, wenn die Kinder schlafen. Nicht, weil sie sich „etwas gönnen“ wollen, sondern weil die Fixkosten es verlangen. Gleichzeitig tragen sie allein die Verantwortung für Kinder, Haushalt, Termine und Schulkommunikation. Es gibt keine zweite Person, die einspringt, wenn ein Kind krank ist oder die Kita früher schließt.
Staatliche Unterstützung kommt dabei häufig nicht als Entlastung an, sondern als weiterer Organisationsaufwand. Anträge, Nachweise, Nachfragen, Wartezeiten – alles kostet Zeit, die Alleinerziehende nicht haben. Wer seine Kinder allein großzieht, braucht keine zusätzliche Bürokratie, sondern mehr Netto-Gewissheit: Was mir zusteht, kommt auch bei mir an. Und zwar ohne, dass ich mich durch mehrere Ämter hangeln muss.
Die angekündigte Kindergelderhöhung – ein Beispiel für Symbolpolitik
Wenn politisch eine Erhöhung um vier Euro verkündet wird, klingt das in der Presse nach „wir tun etwas für Familien“. Für viele Alleinerziehende in Deutschland passiert aber genau das Gegenteil: Die Erhöhung wird mit anderen Leistungen verrechnet, etwa mit dem Unterhaltsvorschuss. Am Ende bleibt nicht mehr Geld, sondern manchmal sogar weniger. Die Maßnahme sieht auf dem Papier gut aus, in der Geldbörse macht sie keinen Unterschied. Und eine Entlastung, die nicht ankommt, ist keine Entlastung.
Diese Situation ist nicht neu. Sie zeigt, dass familienpolitische Maßnahmen oft isoliert gedacht werden. Wenn eine Leistung steigt, muss automatisch geprüft werden, wo diese Erhöhung verpufft. Solange das nicht geschieht, bleibt das Gefühl: Es wird über uns gesprochen, aber nicht aus unserer Perspektive gedacht. Genau das hören wir immer wieder von alleinstehenden Müttern: „Ich will nicht, dass man mir irgendetwas schenkt. Ich möchte, dass das, was beschlossen ist, auch wirklich bei mir landet.“
Wohnen als unterschätzte Hürde
Ein weiteres Thema, das uns häufig erreicht, ist Wohnen. Alleinerziehende mit Kindern, die oft über ein eher geringes Einkommen verfügen und auf einem angespannten Wohnungsmarkt leben, stehen bei Vermietern schnell hinten an. Selbst ein zuverlässiges Einkommen ändert daran wenig, denn die Kombination aus „alleinerziehend, mehrere Kinder, keine zweite erwachsene Person im Haushalt“ schreckt viele ab. Für die Kinder hat das oft Enge, häufige Umzüge oder lange Wege zur Folge. Die Eltern verlieren dadurch ihre Planungssicherheit.
Ohne eine verlässliche Wohnsituation ist es jedoch schwierig, langfristig zu denken und die finanziellen Schritte umzusetzen. Hier kann Politik sehr konkret werden: Wer Kinder allein erzieht, sollte leichter Zugang zu bezahlbarem, familiengerechtem Wohnraum bekommen. Wohnsicherheit ist die Basis dafür, dass Eltern überhaupt den Kopf frei haben, Bildungschancen, Freizeit, Vorsorge und später vielleicht ein Depot fürs Kind zu organisieren.
Betreuung als große Herausforderung
Eine der lautesten Botschaften aus unserer Community lautet: „Ich könnte mehr arbeiten, wenn die Betreuung verlässlich wäre.” Viele Kitas arbeiten am Limit, Gruppen fallen wegen Krankheit aus, die Öffnungszeiten passen nicht zu den Arbeitszeiten und Randzeiten werden nicht überall angeboten. Das ist für ein Elternpaar schon eine Herausforderung. Für eine alleinerziehende Person kann ein ausgefallener Betreuungstag jedoch bedeuten, dass sie einen wichtigen Termin verpasst, weniger Stunden arbeiten kann oder bei ihrem Arbeitgeber als unzuverlässig gilt. Die Sorge, dass es zu Einkommenseinbußen kommen kann, wächst.
Hinzu kommt, dass Betreuung vielerorts teurer wird. Wenn das Kindergeld dann nur geringfügig steigt, verschiebt sich unterm Strich wenig oder gar nichts. Viele Alleinerziehende sagen uns: „Ich brauche nicht fünf Euro mehr auf dem Papier, ich brauche fünf Stunden mehr Verlässlichkeit in der Woche.” Erst wenn die Betreuung stabil ist, können Alleinerziehende so arbeiten, dass sie nicht nur den aktuellen Monat finanzieren können, sondern auch einen Sparplan für ihr Kind aufstellen, ein Depot eröffnen oder Rücklagen bilden können.
Strukturelle Benachteiligung und vorprogrammierte Altersarmut
Weil es an Betreuung fehlt, können viele Alleinerziehende ihre Arbeitszeit nicht erhöhen. Da sie ihre Stunden nicht erhöhen können, verdienen sie weniger. Dadurch wird weniger bei der Rentenkasse angerechnet. Alleinerziehende in Deutschland können diesen Kreislauf nur selten durchbrechen.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es eindeutig: Wer heute ein Kind großzieht, sorgt dafür, dass morgen jemand in die Sozial- und Rentenkassen einzahlt. Trotzdem wird diese Care-Arbeit nicht entsprechend honoriert. Für Alleinerziehende bedeutet das: Sie tragen die volle Verantwortung für ein künftiges, beitragszahlendes Kind, laufen aber selbst Gefahr, im Alter auf eine niedrige Rente angewiesen zu sein. Wer heute Alleinerziehende stärkt, kann die Altersarmut von morgen verhindern. Dazu gehört nicht nur, Leistungen anzupassen, sondern auch, die Möglichkeit zu schaffen, Rücklagen zu bilden. Viele Interessentinnen sagen uns ganz klar: „Ich würde sofort mehr Geld im Monat für mein Kind anlegen, wenn ich sicher wäre, dass mich das nicht an anderer Stelle zu sehr belastet.“
Was jetzt zu tun ist
Alle geschilderten Punkte laufen auf eine zentrale Forderung hinaus: Alleinerziehende brauchen Strukturen, nicht Schlagzeilen. Sie brauchen Betreuungszeiten, die zu Arbeitszeiten passen. Sie brauchen Leistungen, die nicht gegeneinander verrechnet werden. Sie brauchen weniger Formulare und mehr automatische Verfahren. Sie brauchen die Anerkennung, dass Care-Arbeit Zeit frisst und dass diese Zeit nicht gegen ihren Anspruch auf Einkommen ausgespielt werden darf. Und sie brauchen die Möglichkeit, trotz angespannter Lage für ihre Kinder vorzusorgen.
Frau Ministerin Prien, Sie haben es in der Hand, die Perspektive auf Alleinerziehende zu verändern. Gefragt ist nicht der Blick auf eine Randgruppe, der alle paar Jahre ein kleiner Zuschlag gewährt wird. Gemeint ist die Anerkennung als leistungsfähiger Teil dieser Gesellschaft, der derzeit weit über sich hinauswächst. Wenn Sie diese Realität anerkennen und die Systeme entsprechend ausrichten, können Alleinerziehende ihren Alltag bewältigen. Zugleich erhalten sie die Möglichkeit, das zu tun, was wir bei Kinder-Finance täglich fördern: ihren Kindern eine finanzielle Starthilfe geben. Familienpolitik und soziale Gerechtigkeit müssen Hand in Hand gehen.
Das haben uns Eltern schon öfter gefragt
Was ist das größte Problem für Alleinerziehende im Moment?
Die fehlende Verlässlichkeit. Wenn Betreuung ausfällt oder Leistungen verrechnet werden, bricht jede Planung zusammen. Ohne Verlässlichkeit kann niemand langfristig für Kinder sparen oder Vermögen aufbauen.
Profitieren Alleinerziehende überhaupt von kleinen Kindergelderhöhungen?
Häufig nicht, weil andere Stellen die Erhöhung anrechnen. Deshalb sprechen wir von Symbolpolitik. Wer wirklich helfen will, muss zuerst die Anrechnungslogik ändern.
Warum treffen kleine Preissteigerungen Alleinerziehende stärker?
Weil sie keine zweite Einkommensquelle haben, die Schwankungen ausgleichen kann. Steigen Miete, Betreuung oder Essen, dann muss das sofort aus demselben Topf bezahlt werden. Jede zusätzliche Belastung schiebt Sparen weiter nach hinten.
Wir stehen für Herz, Verantwortung und echte Hilfe
Wir wissen, wie wichtig es ist, Kindern Sicherheit, Chancen und eine starke Zukunft zu ermöglichen. Deshalb engagieren wir uns mit voller Überzeugung. Wir halten regelmäßig Vorträge zur finanziellen Absicherung von Kindern, sind in ganz Deutschland unterwegs und unterstützen wohltätige Projekte. Weil es uns wichtig ist, denn Kinder sind unsere Zukunft.

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